Das Museum in Buchen-Hettingen
Das Eiermann-Magnani-Haus in Buchen-Hettingen zeigt, was ein charismatischer Pfarrer und ein genialer Architekt in den Wirren der frühen Nachkriegsjahre im Odenwald schufen: eine „Neue Heimat“ für Heimatvertriebene und bedürftige Einheimische. Das viel beachtetes Projekt in Hettingen wurde zum Vorbild für ähnliche Genossenschaftssiedlungen.
Nur das Haus in der Adolf-Kolping-Straße 29 überstand die Jahrzehnte kaum verändert. Nach der Sanierung durch die Wüstenrot Stiftung wird in dem kleinen Gebäude sichtbar, wie Egon Eiermann wahre Raumwunder konzipierte. Das vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg konzipierte Museum erzählt vom Leben der Bewohner*innen und davon, wie „Flüchtlinge“ aufgenommen wurden. Und es macht deutlich, wie durch das außergewöhnliche Engagement des Pfarrers Heinrich Magnani und das gemeinsame Anpacken vieler Menschen aus Hettingen eine Modellsiedlung entstand.
Betreiber des Museums und Besitzer des Gebäudes ist der Verein Eiermann-Magnani-Dokumentationsstätte.
Eine Modellsiedlung „mit Weltruhm“
Hettingen stand nach 1945 vor einer immensen Herausforderung: Das Dorf zählte 1500 Einwohner*innen und hatte rund 500 Vertriebene aufzunehmen. Mit der Gründung einer Baugenossenschaft versuchte Ortspfarrer Magnani, dem Mangel an Wohnraum Herr zu werden, „Ostflüchtlinge“ und Alteingesessene würdig unterzubringen. Um die Häuser erschwinglich zu machen, entstand die Siedlung in Hettingen größtenteils in Eigenleistung der zukünftigen Bewohner*innen und mithilfe ehrenamtlicher Freiwilliger. Der Architekt Eiermann schuf mit genau kalkulierten Proportionen auf engem Raum großzügige, offene Wohnbereiche in den Häusern und plante die Ausstattung bis ins Detail. Das Projekt zog weite Kreise. Im Dienstbericht hieß es anerkennend: „Magnani genießt Weltruhm durch sein mustergültiges Siedlungswesen und caritative Einrichtungen.“
Der Organisator und der Planer
Heinrich Magnani (1899-1979)
strebte als Sohn eines aus Italien stammenden Baumeisters eine Laufbahn als Architekt an, wurde nach seinen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg allerdings Priester. In Hettingen gewann Magnani ab 1935 die Gemeinde mit seinem zupackenden Organisationstalent, seiner unerschrockenen Haltung gegenüber der NSDAP und seiner Fürsorge für sich. Für seinen unermüdlichen Einsatz für den Ort und für die Unterbringung und Integration der Vertriebenen wurde er hoch geehrt.
Egon Eiermann (1904-1970)
studierte in Berlin Architektur und machte sich dort mit einem eigenen Büro einen Namen. 1945 floh er zu Fuß nach Buchen, in die Heimatstadt seines Vaters. Er plante Häuser für mehrere Siedlungen, bevor er die Stadt 1947 verließ, um in Karlsruhe Architektur-Professor zu werden. Eiermann avancierte zu einem der bekanntesten Vertreter der zweiten Architektengeneration des Neuen Bauens, der u.a. das Kanzleigebäude der Deutschen Botschaft in Washington und in Berlin die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche entwarf.
Anfahrt
Öffnungszeiten & Eintritt
Adresse und Kontakt
Eiermann-Magnani-HausEin Architekt. Ein Pfarrer. Eine Modellsiedlung
Adolf-Kolping-Straße 29
D-74722 Buchen-Hettingen
Öffnungszeiten
Mai bis Oktober: Sonn- und Feiertage 14 – 17 Uhr, mittwochs 17 – 19.30 Uhr
November bis April: 1. Sonntag im Monat 14 – 17 Uhr
Gruppen und Schulklassen auch nach Vereinbarung
Eintrittspreise
2,50 Euro
Kinder und Schüler*innen frei
Gruppen mit Führung (max. 15 Personen): 30,00 Euro Führungsgebühr zzgl. Eintritt
Schulklassen nach Absprache
Konzeption & Umsetzung
Ausstellungsleitung: Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger
Kuratorin: Dr. Franziska Dunkel
Ausstellungsarchitektur: büroberlin