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Donnerstag 10 – 21 Uhr,
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Donnerstag ab 18 Uhr: Eintritt frei

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Haus der Geschichte
Baden-Württemberg
Konrad-Adenauer-Straße 16
D-70173 Stuttgart

besucherdienst@hdgbw.de
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Symphony of the Names

Mindestens 959 jüdische Deutsche aus Württemberg und Hohenzollern wurden vom 1. Dezember 1941 an unter unmenschlichen Bedingungen in vier Tagen nach Riga deportiert. Im Gedenken an die Opfer initiierte das Haus der Geschichte Baden-Württemberg mit der Klanginstallation „Symphony of the Names“ des Stuttgarter Komponisten Florian Käppler und einem Patenschaftsprojekt eine neue, eindrucksvolle Form der Erinnerung. Mitmachen ist weiterhin möglich. Die Paten – Schüler, Gruppen und Einzelpersonen – haben sich mehrmals getroffen und vorgestellt, wie sie sich den Opfern nähern: künstlerisch, wissenschaftlich oder ganz persönlich.

Eine Frau beugt sich über einen Tisch mit Bildern, Schriften und Gegenständen wie Leuchtern und eine Glocke
Das Musik- und Patenschaftsprojekt erinnert an die 1941 deportierten jüdischen Deutschen aus Württemberg und Hohenzollern.. © HdGBW / Kapia

Ein außergewöhnliches Projekt im Gedenken an Deportationsopfer

Mindestens 959 jüdische Deutsche aus Württemberg und Hohenzollern wurden vom 1. Dezember 1941 an nach Riga deportiert. Im Gedenken an die Opfer initiierte das Haus der Geschichte mit „Symphony of the Names“ und einem Patenschaftsprojekt eine neue, eindrucksvolle Form der Erinnerung.

Das Projekt

Florian Käppler hat die Namen der 959 Deportierten in eine eindrucksvolle Klanginstallation umgesetzt. Die „Symphony of the Names“ generiert sich aus den Buchstaben der Namen der Deportierten. Vom 1. Dezember 2011 an erklang das Werk im Haus der Geschichte Baden-Württemberg vier Tage lang ohne Pause. Käppler hatte jedem Buchstaben des Alphabets einen bestimmten Ton zugeordnet. Jeder Name ergab so eine eigene Partitur: 959 individuelle Melodien, die so einzigartig sind wie jedes einzelne Opfer es war. Abgespielt wurden die Partituren in alphabetischer Reihenfolge der Namen von einem eigens dafür programmierten Klavierflügel. Während ein Ton erklang, war gleichzeitig auf einem Bildschirm im Notenpult der diesem Ton zugeordnete Buchstabe zu sehen. So wurden die Einzelschicksale der Deportierten hinter der reinen Zahl deutlich.

Patenschaften

Schulklassen, Vereine, Gruppen und Einzelpersonen können sich aktiv im Rahmen einer Patenschaftsaktion an der Erinnerung an die Deportation beteiligen. Mitmachen ist ganz einfach: Für zehn Euro (Herstellungskosten) erhalten die Pat*innen ein Kästchen, in dem die gedruckte, individuelle Partitur des jeweiligen Deportierten liegt sowie ein Heft mit weiteren Informationen zur damaligen Deportation und zu diesem Projekt. Was genau die Pat*innen tun, bleibt ihnen selbst überlassen: Das Kästchen mit der Notenschrift kann zum Beispiel einen besonderen Platz im Lebensumfeld der Pat*innen erhalten. Das Notenblatt soll einen Anstoß für die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Person liefern: Wer war das? Wie ist sein oder ihr Leben bis zur Deportation verlaufen? Gibt es noch Spuren dieses ausgelöschten Lebens?
Die aktuelle Liste der noch offenen Patenschaften kann telefonisch erfragt werden unter 0711/212-3958.

 

Fritz Bauer – Jurist aus Leidenschaft

Der Jurist Fritz Bauer war maßgeblich für die Aufarbeitung der NS-Verbrechen verantwortlich und setzte sich früh für eine positive Würdigung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus ein. Im Rahmen der Schulpartnerschaft mit dem Haus der Geschichte hat sich ein Seminarkurs des Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums intensiv mit dem ehemaligen Schüler der Schule beschäftigt.

Nach Abschluss der Prüfungen entschlossen sich fast alle Teilnehmer*innen des Kurses in ihrer Freizeit weiter an der Präsentation ihrer Arbeiten im Rahmen einer Ausstellung zu arbeiten. Es war ihnen ein besonderes Anliegen, den in Vergessenheit geratenen Nazi-Jäger auf diese Weise der Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen. Die Ausstellung, die im Oktober 2012 im Haus der Geschichte eröffnet wurde, stieß auf so große Resonanz, dass sie seither als Wanderausstellung gezeigt wird. Die Ausstellung kann vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg geliehen werden.

Raum mit Vitrinen, Info-Tafeln und einem großen Schwarz-weiß-Foto Fritz Bauers
Die Fritz-Bauer-Ausstellung hat bereits mehrere Stationen hinter sich, unter anderem in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg . © HdGBW

Das Haus der Geschichte hat die Erarbeitung der Schülerausstellung in allen Phasen begleitet. Die Suche nach Objekten, die Geschichte erzählen, und die Entwicklung einer Narration mit Exponaten, Bildern und Texten, die zeigen, was den Schüler*innen an Fritz Bauers Person und Werk wichtig sind, gestalteten sich als anspruchsvolle Aufgabe, die die Schüler*innen engagiert übernahmen. Sie wählten auch eigenständig den Titel ihrer Schau, der prägnant ihre Perspektive auf den einstigen Mitschüler zusammenfasst: „Fritz Bauer – Jurist aus Leidenschaft“.

Die Ausstellung:

Die Schau orientiert sich an den Arbeiten der Schüler*innen zu ausgewählten Aspekten der Biographie von Fritz Bauer (1903 – 1968) und der Erinnerung an ihn. Sie gliedert sich in fünf Abschnitte.

Kindheit und Berufung
Dieser Bereich beschäftigt sich mit der Jugend Bauers: Fritz Bauer, Kind einer deutsch-jüdischen Familie, wurde 1903 in Stuttgart geboren. Nach seinem Abitur am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium 1921 studierte er Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Heidelberg, München und Tübingen. 1930 nahm er als jüngster Amtsrichter Deutschlands seine Arbeit beim Amtsgericht Stuttgart auf.

Politisches Engagement und KZ-Haft
Der verantwortliche Schüler stellt in diesem Bereich den politischen Aktivisten Bauer vor: Er war früh auch politisch aktiv, trat der SPD bei, war Mitbegründer des Republikanischen Richterbundes in Württemberg und wurde 1930 Vorsitzender der Ortsgruppe des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“. 1933 war er wegen seines politischen Engagements für neun Monate in den Konzentrationslagern Heuberg und Ulm inhaftiert. Nach seiner Entlassung emigrierte Bauer 1935 nach Dänemark, später nach Schweden.

Neuanfang in Braunschweig
Vier Jahre nach Kriegsende kehrte Bauer nach Deutschland zurück und begann mit der lebensfüllenden Aufgabe, NS-Kriegsverbrecher zu jagen. Die Schülerin hat sich vor allem mit dem Remer-Prozess beschäftigt: Als Generalstaatsanwalt in Braunschweig nutzte er 1952 den Prozess gegen den Nazi Otto Ernst Remer zur Würdigung und Rehabilitierung der Attentäter des 20. Juli.

Der Fall Eichmann und der Auschwitz-Prozess
Ein junger Geschichtsexperte hat sich mit der wichtigen Rolle beschäftigt, die Fritz Bauer bei der Ergreifung von Adolf Eichmann gespielt hat. 1963 war Bauer, inzwischen Leiter der Staatsanwaltschaft Frankfurt, für das Zustandekommen des Auschwitz-Prozesses verantwortlich.

Tod und Erinnerung
Fritz Bauer starb unerwartet 1968 in seiner Wohnung.Für den letzten Abschnitt der Ausstellung hatten die Schülerinnen und Schüler eine besondere Gestaltungsidee: In einem Archivregal ließen sie Regalböden leer, um zu zeigen, dass Fritz Bauer über 40 Jahre lang nahezu vollkommen in Vergessenheit geraten war. Erst das untere Drittel des Regals füllt sich mit Objekten der Erinnerung an den Juristen aus Leidenschaft: Ein Film, eine Biographie, das Programm eines Theaterstücks, das Schild eines Saals im Amtsgericht und nicht zuletzt die schriftlichen Seminarkursarbeiten waren dort zu sehen.

Schülerkurator*innen
Rosa Aurich

Thomas Kaluza
Ella Kern
Alexander Mayer
Maxi Pfitzer
Antonia Schüppen

Geschichtslehrer
Joachim Philipp

Die Stationen:

Learning Center im Haus der Geschichte Stuttgart
Mehr als 80 Besucher*innen folgten am  25. Oktober 2012 der Einladung zur Eröffnung der Ausstellung „Fritz Bauer – Jurist aus Leidenschaft“ im Haus der Geschichte. Ausstellungsleiterin Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger lobte die Leistung der Abiturient*innen: „Das ist eine kleine, aber sehr feine und sehr engagierte Ausstellung geworden, welche ihren Platz im Learning Center des Hauses der Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes verdient.“

Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgart
Am 11. März 2013 wurde die Fritz-Bauer-Ausstellung in der ehemaligen Schule des Juristen eröffnet. Als Festrednerin berichtete die ehemalige Justizministerin Herta Däubler-Gmelin von ihren persönlichen Erinnerungen an Fritz Bauer: Sie und andere junge Juristen hatten Fritz Bauer zu Beginn der 1960er Jahre zu einen Gedankenaustausch eingeladen – auch um seine Arbeit, bei der er mit großen Widerständen zu kämpfen hatte, zu würdigen. Frau Däubler-Gmelin beließ es nicht bei Erinnerungen, sondern regte am Ende ihres Vortrags an, einen „Fritz-Bauer-Preis“ an der Schule ins Leben zu rufen für Schüler*innen, die sich besonders für andere oder für die Zivilgesellschaft engagierten. Die Anregung wurde umgehend von der Schule aufgegriffen. Der „Fritz-Bauer-Preis“ wurde 2013 zum ersten Mal verliehen.

Amtsgericht Stuttgart
Die dritte Station der Schülerausstellung war das Foyer des Amtsgerichts Stuttgart, an dem Fritz Bauer als jüngster deutscher Amtsrichter in der Zeit von 1930 bis 1933 tätig war. Am 15. Mai 2013 wurde die Ausstellung im Fritz-Bauer-Saal eröffnet. Nach Grußworten der Kooperationspartner und der Ausstellungseinführung durch die Schülerin Ella Kern sprach Friedemann Rincke vom Haus der Geschichte über die Rolle der Justiz in Südwestdeutschland während der NS-Zeit.

Stauffenberg-Erinnerungsstätte Stuttgart
Nach einem „Ausflug“ zu einer Tagung nach Königsbronn war die Schülerausstellung vom 7. November 2013 an einen Monat in der Stauffenberg-Erinnerungsstätte zu sehen. Sie wurde in die Dauerausstellung des Hauses der Geschichte über das Leben der Brüder Stauffenberg integriert: Fritz Bauer und die Stauffenberg-Brüder besuchten fast zur selben Zeit das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium. Nach den Angaben des Bauer-Biographen Ronen Steinke sind sie sich in der Theatergruppe der Schule auch persönlich begegnet. Nach der Schule trennten sich die Lebenswege der drei, die sie alle in den Widerstand gegen das NS-Regime führten. Am Ende des Krieges hatten die beiden Verschwörer des 20. Juli ihren Widerstand mit dem Leben bezahlt, galten aber im eigenen Land bis in die 1950er Jahre noch als Verräter. Bauer hat als einer der ersten ihre Widerstandstat öffentlich positiv gewürdigt. Während Claus und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg als Hitler-Attentäter und Verschwörer des 20. Juli 1944 bis heute vielen Menschen im Gedächtnis geblieben sind, ist der nur wenige Jahre ältere Jurist Bauer weitgehend in Vergessenheit geraten.

Baden-württembergische Landesvertretung Berlin
Zu einer besonderen Veranstaltung war das Kooperationsprojekt zu Fritz Bauer am 18. November 2014 eingeladen: Im Rahmen eines Abendvortrags war die Schüler-Ausstellung in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin zu sehen. Im vollbesetzten Saal der Landesvertretung hörten die interessierten Besucherinnen und Besucher Vorträge von Bundesministerin a.D. Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin und Generalstaatsanwalt Dr. Erardo Cristoforo Rautenberg. Vor der Veranstaltung und während der Pause besuchten viele der Teilnehmenden die Ausstellung im Foyer der Landesvertretung und diskutierten das Wirken des Stuttgarter Juristen, darunter auch ehemalige Schüler*innen des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums.

Ebert-Gedenkstätte Heidelberg
In der „Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte“ in der Heidelberger Altstadt wurde die Ausstellung vom 27. November 2014 bis 11. Januar 2015 gezeigt. Die Präsentation ging auf die Initiative des Lehrers Joachim Philipp zurück, der das Projekt am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium betreut hatte und nun stellvertretender Schulleiter am Max-Born-Gymnasium im nahe gelegenen Neckargmünd ist.

Code For Culture – „Heckerhut“

Das für das Haus der Geschichte Baden-Württemberg entwickelte Minispiel gewann einen Sonderpreis beim Game Jam des Projekts Open Culture BW der MFG Innovationsagentur Medien- und Kreativwirtschaft. Es befasst sich mit der Revolution von 1848. Der Spieler schlüpft in die Rolle des badischen Revolutionärs Friedrich Hecker und verteilt Flugblätter, um die Menschen auf seine Seite zu ziehen und die Revolution zu starten. Dabei macht ihm die Polizei das Leben schwer, die patrouilliert und keine Gelegenheit auslässt, die Revolutionäre zu verhaften.
Entwicklung: Tatyana Skripnikova (Code & Graphic-Design), Jan Freymann (Code & Sound-Design), Fabian Lehnhoff (Cultural Domain Expert) und Adrian Dickhoff (Graphic-Design).

Code For Culture - "Heckerhut" HdGBW - Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Beim Spiel „Heckerhut“, das Studierende zusammen mit dem Haus der Geschichte entwickelt haben, müssen Flugblätter für die Revolution verteilt werden. © HdGBW

Überlebensgeschichten von A bis Z

Das Haus der Geschichte blickte aus der Perspektive von Geflüchteten auf das Land: Aus dem „Baden-Württemberg-ABC“ wurden „Überlebensgeschichten von A bis Z“. Das Projekt stellte die Frage: Wie begegnet Baden-Württemberg Menschen, die vor kurzem in den Südwesten geflohen sind? Im Eingangsbereich waren 26 Stücke mit beeindruckenden Geschichten vom Fliehen und Ankommen vor dem Gebäude und im Foyer ausgestellt – von A wie Angst bis Z wie Zulassung.

Die Vitrine enthält ein Plakat, auf dem Begriffe wie "Gewalt", Flüchtlinge und "gemeinsam" zu sehen sind.
Vitrine der Ausstellung „Überlebensgeschichten“ vor dem Haus der Geschichte . © HdGBW

Connecting Spaces

Ein internationales Projekt mit Jugendlichen aus Reutlingen und Prizren (Kosovo) mündete in eine Ausstellung: Mit „Connecting Spaces – Stadtraum für uns!“ warfen die jungen Leute ihren eigenen Blick auf die beiden etwa gleichgroßen Städte. Die Künstlerin Hanna Smitmans hatte den Museumsraum „Städtelandschaft. Urbanität und Kultur“ im Haus der Geschichte gemeinsam mit den Jugendlichen als Intervention neu gestaltet. In digitalen Stadtführungen und Instagram-Stories, mit Rap und Acrylmalerei zeigten die jungen Leute in dem Projekt Lieblingsplätze und Orte der Ausgrenzung.

Jugendliche sitzen und stehen auf einer beklebten Matte und vor einer Wand mit Bildern
Ausstellungsintervention zum internationalen Jugendprojekt im Themenpark des Hauses der Geschichte . © HdGBW

Europa im Museum

Junge Europäer*innen entdecken geteilte Regionalgeschichte(n): Seit 2011 arbeiten Studierende des Historischen Seminars der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zu Themen der europäischen Geschichte mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg zusammen. Was macht Europa im Museum? Eine simple Addition von Nationalgeschichten erscheint überholt, Vergleiche, Verflechtungs- und Transfergeschichte haben in der Geschichtsschreibung Konjunktur. Wie werden diese Ansätze im Haus der Geschichte und in anderen europäischen Regionalmuseen umgesetzt? Was ist ein europäisches Museumsobjekt? Diesen Fragen gehen Studierende aus Deutschland, Italien, Frankreich und Estland nach und präsentieren ihre Überlegungen im Haus der Geschichte.

Junge Menschen schwenken Plakate mit Aufschriften wie "Liberalisiert Euch" oder "Demokratisiert Euch"
Europäische Studenten im Foyer des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg . © HdGBW

Grenzgänger. Transnationale Regionalgeschichten

Teilnehmer*innen der Übung „Geschichte und Gefühle im Museum“ des Lehrstuhls für Westeuropäische Geschichte der Universität Freiburg entwickelten für die Große Landesausstellung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg „Liebe Deinen Nachbarn. Beziehungsgeschichten im Dreiländereck“ ein Workshop-Format für Schulklassen.

Die Ausstellung nahm im Jahr 2012 die wechselvolle Geschichte der Nachbarschaft zwischen Frankreich, der Schweiz und Baden-Württemberg in den Blick. Die Studierenden konzipierten dazu in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Workshops, die Schüler*innen ab der Mittelstufe einen Blick auf europäische Geschichtsschreibung jenseits der Nationalgrenzen ermöglicht.

Europäer im Zeitalter des Nationalismus? Deutsch-Französische Identitätsgeschichte(n) im 19. Jahrhundert

Das Haus der Geschichte widmet einen ganzen Ausstellungsbereich der geteilten südwestdeutsch-französischen Geschichte: „Grenzfall Frankreich. Nachbarn und Grenzen“. Aber auch an anderen Stellen im Museum findet man Objekte und Geschichten zum besonderen Verhältnis zwischen dem deutschen Südwesten und seinem unmittelbaren Nachbarn Frankreich.

Im Rahmen einer universitären Übung haben deutsche und französische Studierende der Universität Freiburg in Kooperation mit dem Haus der Geschichte einen Workshop für Schüleraustausch-Gruppen zu deutsch-französischen Identitäten im 19. Jahrhundert entwickelt: Wie wurden wir, was wir sind? Und wer wollen wir sein? Wie erzählen Menschen aus Deutschland und Frankreich die Geschichte des Kaiserreichs und der Dritten Republik? Was lernen die Schüler*innen über Sedan, Versailles oder die Arbeiterbewegung? Indem sie ihre Geschichte(n) teilen und mit den Museumsobjekten arbeiten, sehen sie mit den Augen der anderen sich selbst neu und entwickeln daraus am Ende des Workshops eigene Fragestellungen und Perspektiven für eine europäische Zukunft.

 

Mobilisiert Euch! Menschen beweg(t)en Europa

Studierende aus vier europäischen Ländern haben im Rahmen der Übung „Wozu noch Nationalgeschichte?“ des Historischen Seminars der Universität Freiburg europäische Geschichtserzählungen mit Objekten im Haus der Geschichte Baden-Württemberg untersucht.

Wie werden Regionen in Europa historisch konstruiert? Welche Bezüge zur europäischen Geschichte bieten Museen überhaupt? Welche Geschichten erzählen Europäer*innen einander? Für ihre Recherchen nach Verbindungen zwischen europäischen Regionen haben die Studierenden nicht nur Stuttgart besucht, sondern sind auch zu Museen in Lyon und Barcelona gereist. Sie führten Gespräche mit Museumsdirektor*innen, Ausstellungsbesucher*innen und Einwohner*innen der Städte. Den Studierenden aus vier europäischen Ländern waren vor allem die persönlichen Beziehungsgeschichten und die Geschichte der politischen Bewegungen wichtig. Im Haus der Geschichte Baden-Württemberg stellten sie ihre Recherchen und Interpretationen in Performance-Führungen zur Diskussion.

Über die Grenze und trotzdem begrenzt

Mehr als 50 Jugendliche, Schüler und junge Flüchtlinge aus Kirchheim unter Teck haben sich intensiv mit dem Thema Asyl auseinandergesetzt und gemeinsam mit der Künstlerin Ülkü Süngün im Haus der Geschichte Baden-Württemberg eine Ausstellungsintervention präsentiert: eine „Museumsbesetzung auf Zeit“. In ihren Forschungen zur Lokalgeschichte von Flüchtlingen und zur Asylpolitik der vergangenen 40 Jahre hatten sich die Jugendlichen mit Orten und Nicht-Orten der Zwangsmigration, mit Wegen von Flüchtlingen in ihrer Stadt beschäftigt. Die jungen Flüchtlinge selbst machten dabei auch ihre eigene Lebenssituation als Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus zum Thema.

Zahlreiche Jugendliche vor einer Museumswand mit der Projektion eines Zitats: "Ich lebe nicht mehr in Angst vor den Taliban, sondern kann zur Schule gehen."
Präsentation des Flüchtlingsprojektes von Schüler*innen im Museum . © HdGBW / Werner Kuhnle

Der Kampf um Rechte in Europa

Die Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe des Hölderlin-Gymnasiums in Stuttgart haben im Rahmen der Schulpartnerschaft mit dem Haus der Geschichte eine eigene Ausstellung erarbeitet. Sie verfassten zu selbst gewählten Spezialthemen Projektarbeiten. Auf dieser Grundlage bauten sie die Ausstellung auf. Mit den Exponaten, Ausstellungstexten und der kreativen Raumgestaltung war es ihnen wichtig zu vermitteln, dass Menschenrechte nicht einfach gewährt werden, sondern eingefordert und verteidigt werden müssen. Die Ausstellung „Kampf um Rechte in Europa“ wurde vom 15. September bis 3. Oktober 2017 im Haus der Geschichte Baden-Württemberg gezeigt.

Über der Ausstellung mit Bildern und scherenschnittartigen Figurenraum hängt ein Banner mit dem Titel "Der Kampf um Rechte in Europa"
Eröffnung der „Rechte“-Ausstellung im Galerieraum des Hauses der Geschichte. © HdGBW

Die Schüler*innen entwickelten eigene Fragestellungen, recherchierten Themen und sammelten ein umfangreiches Wissen an. Die Jugendlichen bestimmten die wesentlichen Inhalte der Präsentation und entwickelten das Konzept der Ausstellung. Die ausgewählten Exponate, die Ausstellungstexte und das als Demonstration inszenierte Raumbild erzählten, wie Menschen seit der Französischen Revolution für Grundrechte und Demokratie gekämpft haben.

Ausstellungskapitel:

Rechte von Bürgerinnen und Bürgern
Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei, die Lähmung des Verfassungsgerichts in Polen, nationalistische Tendenzen in Deutschland und Frankreich – die Demokratie und die Grundrechte in Europa sind angreifbar. Der Bereich zeigt, wie Menschen seit der Französischen Revolution für ihre Rechte gekämpft haben. Mit den Revolutionen von 1848 und 1989 fand ein europaweiter Aufbruch zur Freiheit und Demokratie statt. Totalitäre Systeme wie der Stalinismus oder der Nationalsozialismus zeigen, dass wir alle aufgefordert sind, die Demokratie und die Menschenwürde zu schützen.

Rechte von Migrantinnen und Migranten

Die Schüler*innen thematisieren in dem Abschnitt, dass Migrant*innen in Deutschland kein volles politisches Mitspracherecht haben. Das Wahlrecht ist abhängig von der Staatsbürgerschaft. Gesetze und Regelungen, die sie betreffen, können Migrant*innen nicht mitbestimmen. Sie sind keine vollwertigen Bürger*innen. Um ihre Teilhabemöglichkeiten zu verbessern, vertreten sie ihre Interessen in selbstgegründeten Organisationen.

Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern
Der Bereich erzählt von der Entstehung der englischen Arbeiterbewegung und einem der bedeutends­ten Arbeitskämpfe in Großbritannien: dem Streik der Bergleute 1984/85 gegen die Privatisierung und die Schließung der meisten Zechen. In Osteuropa setzte die 1980 entstandene Streikbewegung Solidarność als erste freie Gewerkschaft im autoritären Polen einen Meilenstein bei der Entwicklung von Arbeiterrechten. Die Solidarność mündete in einer friedlichen Revolution und trug zum politischen Umbruch im Ostblock bei.

Rechte von Frauen
Die verantwortlichen Schüler*innen stellen in diesem Abschnitt wichtige Frauenrechtlerinnen wie Emmeline Pankhurst oder Clara Zetkin vor. Als eine der ersten Frauenrechtlerinnen forderte Olympe de Gouges während der Französischen Revolution die Gleichstellung der Frau. Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden in mehreren europäischen Staaten Frauenbewe­gungen. Diese kämpften für das allgemeine Wahlrecht, gleiche Schulbildung, das Recht zu studieren und gleiche Bezahlung. Heute dürfen alle Frauen in Europa wählen. Gleichzeitig existiert weiterhin ein geschlechtsspezifischer Lohnunterschied.

Rechte von Homosexuellen
Der Ausstellungsteil beschäftigt sich mit dem Kampf um die Gleichberechtigung von LSBTTIQ-Menschen, der bis heute nicht in allen europäischen Ländern zum Erfolg führte. In Russland ist seit 2013 bereits die Thematisierung von Homosexualität gesetzlich verboten. Es gibt aber auch europäische Länder, die gleichgeschlechtliche Beziehungen früh entkriminalisierten. In Schweden beispielsweise ist Homosexualität bereits 1944 legalisiert worden, heiraten dürfen homosexuelle Paare dort seit 2009.

Recht auf eine saubere Umwelt
In den 1970er Jahren entstanden in Europa die neuen Umwelt- und Anti-Atomkraft-Bewegungen. Die Schüler*innen befassen sich in diesem Bereich vor allem mit dem Protest gegen das Kernkraftwerk im österreichischen Zwentendorf. Eine Volksabstimmung 1978 verhinderte die Inbetriebnahme. Der Fall Zwentendorf steht für den Wendepunkt der Energieversorgung in Österreich. Im selben Jahr wurde ein Bundesgesetz zum Verbot der Nutzung von Atomkraft für die Energieversorgung Österreichs beschlossen. Dieses Atomsperrgesetz gilt bis heute.

Projektleiterin Haus der Geschichte Baden-Württemberg: Natalia Kot
Betreuende Lehrkräfte: Dr. Gereon Bauer, Isabelle Steinmill
Realisiert mit freundlicher Unterstützung von daten&druck optiplan, Kristian Metzner Grafik, Bäcker Frank und Grau

Kontakt

Dr. Caroline Gritschke

Telefon +49 711 212 3969

E-Mail: caroline.gritschke@hdgbw.de