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10 – 18 Uhr,
Donnerstag 10 – 21 Uhr,
Montag geschlossen

Donnerstag ab 18 Uhr: Eintritt frei

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Haus der Geschichte
Baden-Württemberg
Konrad-Adenauer-Straße 16
D-70173 Stuttgart

besucherdienst@hdgbw.de
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Anti-Anti 2.0

Anti-Anti 2.0: Gemeinsam gegen Antisemitismus

Antisemitismus und Rassismus sind eine Gefahr für uns alle. Sie bedrohen unsere Demokratie. Warum finden Menschen diesen Hass attraktiv? Warum fällt es uns so schwer, Ambivalenzen auszuhalten? Wie kann man (wieder) in den Dialog kommen?
Im Haus der Geschichte Baden-Württemberg entsteht ein mehrstufiges Bildungsprojekt zur Antisemitismusprävention. Geplant sind drei Säulen: eine partizipativ erarbeitete Ausstellungsreihe, Fortbildungs- und Beratungsangebote sowie diese Website. Sie soll dabei helfen, sich in den unübersichtlichen Angeboten zum Thema zurechtzufinden, mit einer Vielfalt von Stimmen, ohne zu polarisieren. In einem ersten Schritt stellen wir vor allem kommentierte Links und Tipps zur Verfügung. Die Website soll, wie das ganze Projekt, langsam wachsen und sich verändern. Bleiben Sie dabei!

Warum Anti-Anti?

Unsere Inspirationsquelle ist ein genau hundert Jahre altes Büchlein, der „Anti-Anti. Tatsachen zur Judenfrage“, erschienen 1924 im Philo-Verlag des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Es ist eine Loseblättersammlung, die handliche Fakten gegen antisemitische Hetze bot. Bei Bedarf sollte man die Blätter einzeln aus der Hosentasche ziehen können, um Lügen und Verdrehungen zu entlarven. Die Idee stammte vom Bremer Pfarrer Emil Felden, der in Vorträgen und Publikationen gegen Judenhass kämpfte. Der Herausgeber E. G. Löwenthal war Jude. Gemeinsam versuchten sie, dem ständig wachsenden Judenhass entgegenzutreten. Unser Projekt orientiert sich am Anti-Anti: als Gemeinschaftsprojekt von jüdischen und nicht-jüdischen Menschen. Und indem die Website keine systematische Abhandlung darstellt, sondern bedarfsorientiert knapp Zugriff auf Fakten ermöglicht.

Sammlung von Blättern mit der Aufschrift "Anti-Anti - Tatsachen zur Judenfrage" auf dem Einband
Das Anti-Anti-Büchlein erschien 1924 in Berlin. © HdGBW

Was ist Antisemitismus?

Was ist Antisemitismus? Thomas Haury und Klaus Holz definieren Antisemitismus nicht von den Phänomenen her, sondern von der Funktion als in Gegensätzen denkende Selbst- und Weltsicht. Die Identität eines Ich und eines Wir wird in ein Weltverständnis integriert. Dabei werden alle angeblichen Übel „unserer“ Welt den „Juden“ zur Last gelegt. In dieser Funktion ist der Antisemitismus für viele unterschiedliche Gruppen attraktiv.

Derzeit wird vor allem über die zwei Definitionen von IHRA und JDA gestritten. 2016 veröffentlichte die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) eine „Arbeitsdefinition“, um eine gemeinsame Basis zur internationalen Abwehr von Antisemitismus bereit zu stellen. Sie ist nicht rechtsverbindlich, aber der Bundestag hat sich 2019 in einer Resolution zu ihr bekannt.

Demonstranten halten ein Banner mit der Aufschrift "Das Problem heißt: Antisemitismus"
Solidaritätsdemo in Düsseldorf 2023. © dpa, Christoph Reichwein

Codes und Verschwörungsmythen

Diese Datenkrake hat das Haus der Geschichte 2021/22 in der Ausstellung Gier gezeigt – als Objekt des Protests gegen die Gier nach unseren Daten. Wir wussten nicht, dass wir damit einen antisemitischen Code reproduzierten. Wenn auch Sie nicht wissen, warum die Krake kein harmloses Symbol ist, wann Israelkritik antisemitisch ist oder was hinter der Behauptung steckt, „die Juden“ seien rachsüchtig, können Sie sich auf folgenden Websites umfassend über antisemitische Codes und Verschwörungsmythen informieren.

Dunkle Krake aus Pappmaché mit Datenzeilen
Datenkrake aus der Ausstellung „Gier. Was uns bewegt“. © HdGBW / Bernd Eidenmüller

Antisemitismus und Rassismus

Rassismus und Antisemitismus sind zwar eng miteinander verflochten. Beide Hassformen bauen auf einer menschenverachtenden Ideologie auf. Beide dienten vor allem seit dem 19. Jahrhundert dazu, die Ausgrenzung, Ausbeutung und Entrechtung von Schwarzen Menschen oder Minderheiten zu rechtfertigen und die gleichberechtigte Teilhabe von Minderheiten abzuwehren. Aber es gibt auch Unterschiede. Der Rassismus behauptet die Unterlegenheit der als „anders“ definierten Menschen, der Antisemitismus dämonisiert Jüdinnen:Juden als übermächtig.

Zeichnung mit "Judenstern" unter einem Mikroskop. Die Okulare tragen je ein Symbol der EU, einen Halbmond und einen Davidstern
Symbole unter dem Mikroskop. © Grafik: Gabi Kopp, Luzern

Jüdisches Leben

Antisemitismus ist „das Gerücht über die Juden“ (Theodor W. Adorno). Er funktioniert auch ohne reale Jüdinnen und Juden. Aber er bedroht sie unmittelbar. Viele trauen sich mittlerweile nicht mehr, ihre jüdische Identität zu zeigen. Antisemitismusprävention heißt daher auch, jüdisches Leben in all seiner Vielfalt wahrzunehmen, statt dem Gerücht zu glauben.

Zwei Männer sitzen an einem Tisch einer libanesischen Imbiss-Stube
Szene aus dem Film „Masel Tov Cocktail“. © Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
Zwei Menschen arbeiten an einer Wand, Gerüst- und Holzteile sowie eine Trittleiter stehen herum

Werkstattausstellung

Im Haus der Geschichte entsteht eine langsam wachsende Mitmachausstellung zu Geschichte und Gegenwart von Antisemitismus in Baden/Württemberg. Im Juli 2025 sollte der erste Teil fertig sein. Wir werden immer mal wieder vom Fortschritt unserer Arbeiten berichten.

Bildungsangebote

Fortbildungsangebote in Baden-Württemberg

Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg bietet den Workshop „Antisemitismus – Alles Geschichte?“ sowohl für Schüler*innen als auch für Erwachsene an. Darin beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Geschichte und Gegenwart von Judenfeindschaft und lernen antisemitische Codes zu erkennen.

Zwei Schülerinnen vor einer Wand mit Porträts und Begriffen
Aktives Lernen im Workshop . © HdGBW / Franziska Kraufmann

Das Projekt Yad be Yad (Hand in Hand) von kubus e.v. Stuttgart schafft Begegnungsräume und Bildungsangebote für jüdische und muslimische junge Menschen, für junge Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung und andere Interessierte:

Zur Website: https://www.kubusev.org/projekte/yad-be-yad-2024/

Die Fachstelle Extremismusdistanzierung bietet „Irgendwas.Mit.Antisemitismus“ an, ein vielseitiges Format, das sich als Workshop oder Vortrag mit den komplexen Facetten des Antisemitismus auseinandersetzt.

https://fexbw.de/angebote/

Auch die muslimische Akademie Heidelberg hat zwei Workshops zur Antisemitismusprävention entwickelt:

https://muslimische-akademie-heidelberg.de/bildungsprojekte/antisemitismus-geht-uns-alle-an-workshops-fur-jugendliche-und-padagog-innen

Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg bietet für Jugendliche die Projekttage „Nie wieder! Projekttag gegen Antisemitismus“ und „Was hat das alles zu bedeuten?“ zu Verschwörungsmythen an.

https://www.team-mex.de/projekttag-antisemitismus

https://www.team-mex.de/projektttag-verschwoerungstheorien

Aktiv werden gegen Antisemitismus

Argumentationshilfen gegen antisemitische Sprüche gibt die witzig aufgemachte Website „nichts gegen Juden“ der Amadeu-Antonio-Stiftung. Da freut man sich schon auf die nächste Diskussion!

https://nichts-gegen-juden.de/

Wer in einer Diskussion außerhalb der Bubble um Worte verlegen ist, kann sich mit modernen Anti-Anti-Tools helfen lassen. Entwickelt für Schüler*innen und Schüler, sind das Kartenspiel „Sag was“ und die App „Konter Bunt“ durchaus auch für Erwachsene hilfreich:

https://www.oetinger.de/buch/sag-was-mischen-und-einmischen-gegen-rechtspopulismus/4260160881772

https://konterbunt.de/try-online/

Beratung

Die Beratungsstelle OFEK e. V. ist auf Antisemitismus und Community-basierte Betroffenenberatung spezialisiert. OFEK berät, begleitet und unterstützt in erster Linie Betroffene, ihre Angehörigen sowie Zeug:innen antisemitischer Vorfälle und Gewalttaten. Aber der Verein bietet auch Institutionen fachliche Beratung bei Vorfällen an und vermittelt weiterführende Schulungsangebote.

Zur Website https://ofek-beratung.de/

Die Fachstelle mobirex beim Demokratiezentrum Baden-Württemberg berät Einzelpersonen, Gruppen, Vereine, Verbände, Verwaltungen und Schulen beim Umgang mit rechtsextremen Vorfällung und Verschwörungserzählungen.

https://demokratiezentrum-bw.de/mobile-beratung-gegen-rechts/

Bei der Meldestelle REspect! Gegen Hetze im Netz kann man antisemitische Hassbilder im Netz melden; die Mitarbeiter*innen bringen diese Vorfälle gegebenenfalls zur Anzeige.

https://meldestelle-respect.de/

Vertiefende Lektüre

Wenn Sie sich im Netz umfassend über Antisemitismus informieren wollen, ist das Dossier der Bundeszentrale für Politische Bildung genau das Richtige:

https://www.bpb.de/themen/antisemitismus/dossier-antisemitismus/

Wenn Sie Materialien und Hinweise für antisemitismuskritische Bildungsarbeit suchen, werden Sie auf der Website „anders-denken“ fündig. Hier gibt es nicht nur Hintergrundinformationen, sondern auch 36 konkrete Bildungskonzepte und Materialien für die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab 14 Jahren zum Download:

https://www.anders-denken.info/

Den Antisemitismus in Baden-Württemberg analysiert der zweite Antisemitismusbericht des Antisemitismusbeauftragten Dr. Michael Blume:

https://stm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/PDF/231109_StM_Zweiter_Bericht_Beauftragter_gegen_Antisemitismus_BW_2023.pdf

Sicher sind wir nicht geblieben

Die Verunsicherung vieler Jüdinnen und Juden in Deutschland angesichts des wachsenden Antisemitismus spricht aus vielen Beiträgen in dem Sammelband „Sicher sind wir nicht geblieben. Jüdischsein in Deutschland“ von Laura Cazés (Frankfurt/Main 2022).

Die Geschichte der Israelis und Palästinenser

Seit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Krieg im Gazastreifen sind die Gräben tiefer geworden. Undifferenzierte Positionierungen verkennen die Komplexität des Nahostkonflikts. Dessen Hintergründe erläutert das leicht zu lesende und doch fundierte Buch von Martin Schäuble: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser (München 2024). Der Journalist und Politikwissenschaftler lässt zahlreiche Israelis und Palästinenser*innen zu Wort kommen und ermöglicht so Verständnis für Betroffene auf beiden Seiten.

Über Israel reden

Empfehlenswert ist auch das Buch von Meron Mendel: „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“ (Köln 2023). Sehr persönlich und doch ausgewogen zeigt er, dass sich entschiedene Antisemitismuskritik und Verständnis für palästinensische Positionen nicht ausschließen müssen.

Frenemies

Von dem schwierigen Verhältnis zwischen Antisemitismus- und Rassismuskritik handelt der Sammelband „Frenemies“ von Meron Mendel, Saba Nur Cheema und Sina Arnold (Berlin 2022).

Antisemitismus gegen Israel

Die Antisemitismusforscher Klaus Holz und Thomas Haury gehen fundiert und kontextorientiert den Hintergründen des Antisemitismus gegen Israel nach: Antisemitismus gegen Israel (Hamburg 2021).