Pressemitteilung von 03.04.2025
Erste Lounge-Ausstellung zum ersten RAF-Prozess
Stuttgart (hdgbw) – Der „Baader-Meinhof-Prozess“ in Stuttgart-Stammheim gegen Terroristinnen und Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) war eines der spektakulärsten Strafverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg zeigt dazu die Lounge-Ausstellung „Stammheim 1975“ vom 6. April bis zum 14. September 2025.
„Der erste RAF-Prozess vor 50 Jahren ist ein zentrales und folgenreiches Kapitel der Auseinandersetzung mit dem Terror in Deutschland“, sagte Direktorin Dr. Cornelia Hecht-Zeiler beim Mediengespräch am 3. April. „Mit der Lounge-Ausstellung starten wir die neue Reihe ,Im Fokus‘, ein räumlich und zeitlich pointiertes Format, um bestimmte Aspekte politisch-historischer Themen darzustellen und zu diskutieren.“
In einem eigens dafür errichteten, hoch gesicherten Gebäude neben der Justizvollzugsanstalt Stammheim begann am 21. Mai 1975 der Prozess gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe. Die RAF hatte im Mai 1972 Sprengstoffanschläge verübt, bei denen vier Menschen starben und viele verletzt wurden.
„Die Ausstellung in der Baden-Württemberg-Lounge macht die Auseinandersetzungen vor Gericht erlebbar“, so Ausstellungsleiter Dr. Rainer Schimpf. „Die Besucherinnen und Besucher können auf den orangegelben Schalensitzen aus dem Saal vor dem Original-Richtertisch Platz nehmen und Tonbandaufnahmen vom Prozess hören.“
Die oft heftigen Wortwechsel zwischen den Gerichtsparteien offenbaren die Konfliktlinien quer durch Gesellschaft, Politik und Justiz. Verteidiger und Angeklagte nutzten das Verfahren, um ihre politischen Vorstellungen zu verbreiten. Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte die Angeklagten am 28. April 1977 wegen Mordes, versuchten Mordes und Sprengstoffanschlägen zu lebenslangen Freiheitsstrafen. Die RAF versuchte vergeblich, sie mit Gewalttaten und weiteren Morden freizupressen. Alle Angeklagten nahmen sich im Gefängnis das Leben.
In der Ausstellung ist neben dem Gerichtsmobiliar auch eine Monitorwand aus der Überwachungszentrale zu sehen. Diese und andere Objekte sicherte das Haus der Geschichte vor dem Abriss des Gerichtsgebäudes in Stuttgart-Stammheim, das offiziell Mehrzweckgebäude hieß.
Zur Eröffnung am Sonntag, 6. April, bietet das Haus der Geschichte Führungen um 11, 13 und 16 Uhr. Um 14 Uhr gibt es eine Gesprächsrunde zu den 2007 wiederentdeckten Stammheim-Tonbändern. Sie werden im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt, das Kooperationspartner für die Ausstellung ist.
Für Veranstaltungen und Podcast-Folgen zu dem Thema arbeiten außerdem der SWR, Stuttgarter Zeitung/Nachrichten und die Staatsoper mit dem Haus der Geschichte zusammen. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Programm: www.hdgbw.de/stammheim-1975
Ausstellungsleiter: Dr. Rainer Schimpf
Kuratorin: Dr. Sabrina Müller