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Pressemitteilung von 17.01.2024

Schulkooperation im Erinnerungsort Hotel Silber mit der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schula

Stuttgart (hdgbw) – Geschichte vor Ort begreifbar machen: Die Stuttgarter Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule und das Haus der Geschichte Baden-Württemberg haben eine Kooperation geschlossen. Außerschulischer Lernort ist der Erinnerungsort Hotel Silber in Stuttgart.

„Schulkooperationen sind besonders wirkungsvoll, wenn Jugendliche so aktiv beteiligt sind, wie es bei der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule der Fall ist. Wir sind begeistert davon, was beim ersten Projekt zur Sonderausstellung im Erinnerungsort Hotel Silber herausgekommen ist und wie die jungen Menschen Bezüge des historischen Stoffs zur Gegenwart hergestellt haben. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit“, sagte Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger, die Direktorin des Hauses der Geschichte, bei der Vorstellung der Kooperation am 17. Januar.

Für den Lehrer Martin Gansen, der die Kooperation an der Cotta-Schule initiiert hat, ist die gemeinsame Arbeit im „Hotel Silber“ als historischem Ort sehr wertvoll, besonders weil es immer weniger Zeitzeug*innen für die NS-Zeit gibt. „Im Erinnerungsort können die Jugendlichen einen Zugang zur Geschichte finden und selbst entdecken, dass historische Ereignisse oft ganz verschieden betrachtet werden. Das gibt ihnen Impulse zur Reflexion darüber, wie Geschichte aufgearbeitet und eine verfälschende oder einseitige Darstellung hinterfragt werden kann.“

Durch die Vereinbarung arbeiten die Berufsschule und das Museum dauerhaft im „Hotel Silber“ zusammen. Klassen nutzen den Erinnerungsort als Ausgangspunkt für lokalhistorische Spurensuchen und besuchen ihn zu Workshops, Führungen und Projektwochen. Darüber hinaus bekommen sie dort Unterstützung vom Haus der Geschichte bei Präsentationen und Referaten, Hörspiel-, Film- und Social-Media-Vorhaben. Auch für Lehrkräfte werden Fortbildungen angeboten. Mindestens alle zwei Jahre nehmen sich die Schule und der Erinnerungsort ein umfangreicheres Projekt vor.

Das erste große gemeinsame Projekt ist bereits Teil der aktuellen Sonderausstellung „Gestapo vor Gericht“ im Erinnerungsort Hotel Silber geworden. Die Jugendlichen hatten sich mehrere Monate lang mit den Prozessen gegen NS-Täter*innen und deren Bezüge zur Gegenwart beschäftigt – besonders vor dem Hintergrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine und der Verfolgung aktueller Kriegsverbrechen. Ihre Perspektive auf diese Themen vermitteln die Schüler*innen in Interviews, die am Ende der Ausstellung zu sehen sind. Ergänzt werden diese durch das Gespräch mit einem jungen Polizisten und Gerhard Wiese. Den einstigen Ankläger des Auschwitz-Prozesses hatten die Jugendlichen in Frankfurt getroffen.

Das „Hotel Silber“ in Stuttgart wurde mehr als ein halbes Jahrhundert lang von der Polizei genutzt und war Zentrale der Gestapo. In dem einstigen Ort des NS-Terrors entstand als Bürgerbeteiligungsprojekt ein Ort des historisch-politischen Lernens und der Begegnung. Die Ausstellungen in dem Erinnerungsort beschäftigen sich mit Täter*innen und ihren Opfern, mit der Institution Polizei und ihrer Rolle in mehreren politischen Systemen.