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Was ist eine wehrhafte Demokratie? HdGBW / Werner Kuhnle - Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Was ist eine wehrhafte Demokratie? HdGBW / Werner Kuhnle - Haus der Geschichte Baden-Württemberg
  • Diskussionen und Gespräche

Was ist eine wehrhafte Demokratie?

Stuttgarter Symposion


Datum
17.10.2025
11:00 – 17:00 Uhr



Standort
Rathaus Stuttgart


Wie kann sich eine Demokratie gegen ihre Feinde verteidigen? Diese Frage wird angesichts zahlreicher gegenwärtiger Bedrohungen kontrovers diskutiert. Mit einem Blick zurück in die Vergangenheit will das Stuttgarter Symposion 2025 diese Debatten bereichern: Wie wehrhaft war die Weimarer Demokratie? Welche Lehren wurden aus Weimar für die Bundesrepublik gezogen? Kann staatliches Handeln überhaupt eine Demokratie wirksam schützen?

Anmeldung: veranstaltungen@hdgbw.de

Veranstaltungsort:  Rathaus der Landeshauptstadt Stuttgart, Großer Sitzungssaal, 3. Obergeschoss Marktplatz 1, 70173 Stuttgart

Die Tagung ist Kooperation des Stadtarchivs Stuttgart mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg und dem Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof  Stuttgart.

Programm

11.00 Uhr Grußworte

11.30 Uhr Dr. Tobias Kaiser: Der Schutz des Parlaments – Bedrohungen von innen und außen
Parlamente sind nur in der Theorie wichtige und notwendige Verfassungsorgane. Sie sind auch ganz praktisch Plätze, an denen Menschen zusammenkommen, um zu diskutieren und Entscheidungen zu treffen. Damit sind sie gefährdete Orte, die besonders geschützt werden müssen. Im Kontrast dazu steht der Anspruch auf Transparenz und das Prinzip der öffentlichen Sitzung. Gefährdet werden können Parlamente durch Gewalt von außen, aber auch von innen durch lähmende Obstruktion und Antiparlamentarismus.
PD Dr. Tobias Kaiser ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (Berlin) und Privatdozent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

12.15 Uhr Dr. Sebastian Rojek: Wehrhaftigkeit und politische Gewalt von der späten Weimarer Republik bis in die frühe Bundesrepublik
Im Zentrum des Vortrags steht die Frage nach der Rolle und Bedeutung politischer Gewalt. Am Beispiel Stuttgarts werden verschiedene Kommunikationsräume rekonstruiert, in denen die Menschen damals über ihre Demokratie, deren Zukunft und Ausgestaltung stritten. Zu diesen Kommunikationsräumen gehören in der Weimarer Republik vor allem die Debatten innerhalb der städtischen Gremien, die lokalen Medien sowie die Politik auf der Straße, die sich in Umzügen, Demonstrationen, Feierlichkeiten sowie militanten Auseinandersetzungen ausdrückte. Welche Akteure rangen um Sichtbarkeit und Kontrolle des öffentlichen Raumes in der Stadt? Wie wurde versucht, Gewalt zu verhindern und welche Begleitdebatten über Fragen demokratischer Wehrhaftigkeit waren
hiermit verbunden?
Dr. Sebastian Rojek ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Stadtarchiv Stuttgart

13.00 Uhr Kaffeepause

13.30 Uhr Dr. Moritz Fischer: Wehrhaft nur in der Ära Adenauer? Parteienverbote in der deutschen Geschichte des langen 20. Jahrhunderts
Die Bundesrepublik versteht sich seit ihrer Gründung im Jahr 1949 als eine “wehrhafte Demokratie”, die die Fehler Weimars nicht wiederholen sollte. Das Grundgesetz sieht daher als eines der schärfsten Schwerter der “wehrhaften Demokratie” die Möglichkeit zum Verbot verfassungswidriger Parteien vor. Der Vortrag zeichnet die Geschichte von Parteiverboten in Deutschland im langen 20. Jahrhundert nach und fragt insbesondere, weshalb gerade in der Ära Adenauer die ersten und einzigen erfolgreichen Verbotsverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik durchgeführt wurden.
Dr. Moritz Fischer ist seit 2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Habilitand am Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit (19.–21. Jh.) der RWTH Aachen

14.15 Uhr Dr. Maren Richter:   Im Ausnahmezustand – Personenschutz in der Bundesrepublik während des Linksterrorismus der 1970er-Jahre und der Brennpunkt Baden-Württemberg
Die Attentate der RAF wie die Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback 1977 waren ein Schock für die Sicherheitsorgane der Bundesrepublik. Sie hatten offenbart, dass der Staat seine wichtigsten Repräsentanten nicht mehr schützen konnte. Angesichts dieser Bedrohung entstanden in den 1970er-Jahren neue, professionelle Personenschutzkonzepte und neue institutionelle und juristische Grundlagen. Wie gingen Politiker und ihre Familien mit dem ständigen Personenschutz um? Wie veränderte sich ihr Verhalten im öffentlichen und privaten Raum?
Dr. Maren Richter ist Historikerin, Ausstellungskuratorin und freie Autorin in München

15.00 Uhr Kaffeepause

15.30 Uhr Prof. Dr. Vanessa Conze: Beamte als Verfassungsfeinde? Der Kampf um politische “Treue” im Öffentlichen Dienst zwischen Weimar und Bundesrepublik
Die Verfassungstreue von Staatsdienern gehört auch in historischer Perspektive zu den zentralen Merkmalen einer “wehrhaften Demokratie”. Garantiert werden
sollte eine solche Verfassungstreue sowohl in der Weimarer Republik als auch in der Bundesrepublik durch disziplinarrechtliche Vorgaben, aber auch über das gewissensbindende Ritual der Vereidigung. Dies verhinderte jedoch nicht, dass um die Fragen der politischen Treue im 20. Jahrhundert heftige Konflikte entbrannten, denen der Vortrag nachgehen will.
Prof. Dr. Vanessa Conze ist seit 2022 Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der KU Eichstätt-Ingolstadt

16.15 Uhr Dr. Stefanie Palm: Pressefreiheit im Kreuzfeuer – Der Staat und die Medien in der jungen Demokratie
Welche Rechte und Pflichten einer freien Presse in der jungen Bundesrepublik nach 1945 gelten sollten, war zunächst offen. In den 1950er- und 1960er-Jahren  bemühte sich die Bundesregierung zunehmend um Kontrolle über den Mediensektor. Dieses Vorgehen spiegelte das Spannungsfeld zwischen ordnungspolitischen Interessen und der aus der NS-Vergangenheit erwachsenen Verantwortung, die Meinungs- und Pressefreiheit zu wahren. Der Vortrag beleuchtet dieses ambivalente Verhältnis im Kontext der “wehrhaften Demokratie” und verfolgt Kontinuitätslinien staatlicher Ordnungspraxis bis in das Kaiserreich.
Dr. Stefanie Palm ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin