Ausgewählte Sammlungen 2 (F-J)
Sammlung Friedenswerkstatt Mutlangen
Es handelt sich um die Sammlung der Friedenswerkstatt Mutlangen e.V., die im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Stationierung der Pershing II-Raketen in den Depots in Mutlangen und Heilbronn entstanden ist. Seit Ende des Jahres 1983 wurden von der US‑Armee in Mutlangen insgesamt 36 Pershing II‑Raketen stationiert. Mit Demonstrationen und Aktionen des zivilen Ungehorsams zielten die Aktivist*innen darauf ab, den Abzug der Raketen zu erzwingen. Transparente, Schilder, Fotos, Gebrauchsgegenstände und Bauteile bilden den überwiegenden Teil des Bestandes, der als Dauerleihgabe verwahrt wird.
Sammlung Kaufhaus Grill
August Grill war der Gründer eines Kolonialwarenladens, der sich von 1920 bis zur Geschäftsaufgabe 1970 am Marktplatz 9 in Schorndorf befand. Der Bestand umfasst 250 Objekte und setzt sich aus unterschiedlichsten Gattungen zusammen wie Hausrat, Drogerieartikel, Eisenwaren, Leuchtmittel, kaufmännisches Verbrauchsmaterial oder Konserven. Dazu zählen auch Stücke aus der Kriegsproduktion wie die aus amerikanischen und deutschen Stahlhelmen produzierten Gülleschöpfer, die ein Beispiel für unerlaubte Warenhortung waren. Viele dieser Stücke wurden nach der Währungsreform 1948 unverkäuflich und blieben daher bis zur Geschäftsauflösung im Lager des Kaufhauses.
Sammlung Wilhelm Hahn
Der evangelische Theologe und CDU-Politiker Wilhelm Hahn (1909-1996) war von 1964 bis 1978 Kultusminister des Landes Baden-Württemberg. In seiner Verantwortung lagen die Modernisierung und Reform des Schulwesens sowie die Neugründungen der Universitäten Konstanz und Ulm. Hahn war in den 1950er Jahren Professor für Praktische Theologie und zeitweise auch Rektor der Heidelberger Universität gewesen. Im Zuge der 68er Bewegung galt er als besonders umstritten. Aus seinem privaten Besitz übergab er dem Haus der Geschichte ein Konvolut mit Presseausschnitten, Wahlwerbung und Plakaten.
Sammlung Margarethe Hannsmann
Die in Heidenheim an der Brenz geborene Lyrikerin Margarethe Hannsmann, geb. Wurster, hat dem Haus der Geschichte umfangreiche Bestände überlassen. Die Sammlung gliedert sich in zwei Hauptteile:
- Bestand Hannsmann-HAP Grieshaber
Objekte aus dem Nachlass des Künstlers HAP Grieshaber (1909 – 1981) bilden diesen Bestand. Mit ihm war die Geberin seit 1967 als Lebensgefährtin verbunden.
Typisch für Grieshabers Werk sind große bis monumentale farbige Holzschnitte. Er gilt als einer der bedeutendsten europäischen Künstler dieser Technik nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Werke wurden auf den Documenta-Ausstellungen I, II und III gezeigt. Viele seiner Arbeiten waren von aktuellen Ereignissen oder historischen Themen inspiriert. Seine Kunst verstand er immer auch als politisch.
In der Zeit des Nationalsozialismus mit einem Ausstellungsverbot belegt, war er nach dem Weltkrieg unermüdlich kunst- und gesellschaftspolitisch aktiv. Als Lehrer und Förderer junger Künstler war ihm die Überwindung konservativer Kunstvorstellungen ein streitbares Anliegen. Durch Künstlerkooperationen durch den „Eisernen Vorhang“ hindurch engagierte er sich für die Aufweichung der Abschottung der beiden deutschen Kunstszenen.
Seit einem Aufenthalt in Griechenland im Jahr 1932 fühlte er sich diesem Land und seiner Kultur engstens verbunden.
Charakteristisch für Grieshabers Arbeiten ist die enge Beziehung von Bild und Wort, die sich in der von ihm von 1964 bis zu seinem Tod herausgegebenen Zeitschrift „Engel der Geschichte“ oder in seinen Malbriefen widerspiegeln. Ein Konvolut dieser Briefe widmete er Margarethe Hannsmann. Insgesamt 220 Werke und Druckstöcke Grieshabers befinden sich in der Landesgeschichtlichen Sammlung.
Auch Manuskripte, Korrespondenz, Zeitungsausschnitte und Objekte zu Grieshabers gesellschaftspolitischem Engagement, der Rezeption seiner Werke sowie Archivalien zu seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg sowie seiner Kriegsgefangenschaft finden sich im Bestand Hannsmann-HAP Grieshaber. Hier nennt die Datenbank 550 Datensätze.
- Bestand Margarethe Hannsmann
Diese Sammlung betrifft den künstlerischen und privaten Nachlass der Schriftstellerin Margarethe Hannsmann (1921-2007), die als Tochter des glühenden Nationalsozialisten Gotthold Wurster (1890-1942) und seiner Frau Lydia in Heidenheim an der Brenz aufwuchs. Sie selbst war in der NS-Zeit BDM-Jungschar-Führerin und trat als Schauspielerin in Fronttheatervorstellungen auf. Der Vater war Lehrer und früher Parteigenosse der NSDAP. Er hatte den Ersten Weltkrieg schwer versehrt überlebt. Der Bruder Fritz Wurster fiel im Zweiten Weltkrieg. Margarethe Hannsmann setzte sich später in ihrer Literatur autobiographisch mit dem Nationalsozialismus, ihrer eigenen Rolle und der ihrer Familie kritisch auseinander. Auch ihrem Leben mit HAP Grieshaber widmete sie einen autobiografischen Roman.
Erst nach dem Tod ihres Mannes, des Verlegers Heinrich Hannsmann, im Jahr 1958 war sie als Schriftstellerin, zunächst als Lyrikerin tätig. Im Brotberuf arbeitete sie teilweise als freie Autorin beim SDR. Margarethe Hannsmann engagierte sich in der Friedens- und Umweltbewegung sowie im deutschen P.E.N.-Zentrum. Eine enge Freundschaft verband sie mit dem Dichter Johannes Poethen.
Ihre Werke und Manuskripte sowie private und geschäftliche Korrespondenz bilden einen über 1.100 Einheiten umfassenden Teilbestand.
550 Einheiten betreffen den archivalischen Nachlass der Mitglieder der Familie Wurster. Der Bestand hat seinen Schwerpunkt in den Gattungen Feldpost, Kriegstagebücher und sog. Klassenbriefe des Ersten Weltkrieges, sowie sonstige private Korrespondenz und Dokumente.
Sammlung Ursula Heinzl
Ursel Heinzl, geb. Müh, aus Reutlingen stieg im Nationalsozialismus bis zur BDM-Führerin auf. Sie hat dem Haus der Geschichte ein Konvolut von rund 500 Objekten überlassen, das sich aus Druckschriften, Einladungen, Berichten, Kalendern, Korrespondenzen und Fotografien aus ihrer Zeit als nationalsozialistische Funktionärin zusammensetzt. Den Bestand runden private Archivalien und Egodokumente aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, z.B. zu ihrer Entnazifizierung, ab.
Walter Hermann
Die Hahnsche Gemeinschaft ist eine aus dem schwäbischen Pietismus entstandene evangelische Brüdergemeinde und geht zurück auf den im württembergischen Altdorf geborenen Bauernsohn Johann Michael Hahn (1758-1819). Die Gemeinschaft ist in örtliche Versammlungen (derzeit noch etwa 220) untergliedert. Die Sammlung Hermann umfasst 120 Objekte der wegen Mitgliederschwund aufgelösten örtlichen Versammlung in Sillenbuch. Mobiliar und Ausstattung des Betsaales gehören ebenso dazu wie Literatur, Druckgrafiken, Heimtextilien und Wäsche.
Sammlung Historische Postwertzeichen
Die in über 2.800 Datensätzen dokumentierte Sammlung wurde vom Ministerium für Finanzen angelegt. Im Januar 2018 wurde die Briefmarkensammlung an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst übergeben. Von dort wurde die Sammlung dem Haus der Geschichte zugewiesen. Sie geht auf Bestände der Königlich Württembergischen Post, der Großherzoglich Badischen Post und der Stadtpost Stuttgart zurück. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt im 19. Jahrhundert und reicht für den Bestandsteil zum Königreich Württemberg bis in das erste Viertel des 20. Jahrhunderts. Sie umfasst Briefmarken, Briefblöcke, Entwürfe, Probedrucke, Ganzsachen und Vorphilatelie. Der Bestand stellt die ergänzende südwestdeutsche Überlieferung zu den Postwertzeichenbeständen anderer deutscher Regionen dar, die im Archiv für Philatelie der Museumsstiftung Post und Telekommunikation in Bonn aufbewahrt werden.
In der Außenstelle „Hotel Silber“ werden von der Oberpostdirektion Stuttgart ausgegebene Vorlagedrucke für Briefmarken ausgestellt, die auf die Nutzung des Gebäudes „Hotel Silber“ als Dienstsitz der Oberpostdirektion Stuttgart verweisen.
Sammlung Cäsar von Hofacker
Cäsar von Hofacker war ein Vetter der Brüder Stauffenberg und einer der Köpfe der Umsturzbewegung des 20. Juli 1944 in Paris. Wegen seiner Beteiligung wurde er hingerichtet. Seine Familie kam in Sippenhaft. Der überwiegend archivalische Bestand umfasst etwa 2.050 Einheiten. Schwerpunkt ist die umfangreiche Korrespondenz aus dem Nachlass Cäsar von Hofackers. Auch Fotoalben und ein Film gehören zum Bestand.