Ausgewählte Sammlungen 1 (A-E)
Sammlung Anti-AKW-Bewegung Wyhl
Die Pläne für den Ausbau der Kernenergie am badischen Standort Wyhl am Kaiserstuhl waren Anfang der 1970er Jahre stark umstritten. 300 Plakate, Flugblätter, Aufkleber und dreidimensionale Objekte wie Stacheldraht oder Bekleidung bilden die Sammlung zu Protesten gegen den Bau des Kernkraftwerks Wyhl. Die Sammlung setzt sich aus Übernahmen und Leihgaben zusammen.
Sammlung Agathe Baumann
Nach ihrer Ausbildung an der Kunstakademie in Stuttgart gründete Agathe Baumann (1921-2013) direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Puppentheater „Stuttgarter Kasperle“ und lebte bis zur Währungsreform davon. Im beginnenden Wirtschaftswunder gestaltete sie für das Stuttgarter Kaufhaus Breuninger aufwendige mechanische Kaufhausdekorationen. Die Sammlung umfasst 480 Puppen, Kulissen, Dekorationen, Mechaniken, Textbücher, Programmhefte, Werbezettel und Werkdokumentationen.
Sammlung Bauzaun S 21
Der Bauzaun der Baustelle für das Bahnprojekt S 21 am Stuttgarter Hauptbahnhof wurde im Jahr 2010 in Abstimmung mit dem Stuttgarter Stadtmuseum ins Haus der Geschichte übernommen. Das größte und vielfältigste Objekt der Landesgeschichtlichen Sammlung ist 3,20 Meter hoch und 80 Meter lang. Der Zaun, der zur Sicherung des Baugeländes errichtet worden war, wurde von den Protestierenden überformt. Davon zeugen die über 2.500 Plakate und Objekte, die vor Ort am Zaun befestigt wurden und ihn zu einem vielstimmigen Symbol der Protestbewegung werden ließen. Die Sammlung wird zudem erweitert durch Anstecker, Plakate, Flugblätter, Grafiken und vielfältige Objekte von Gegner*innen und Befürworter*innen des Bahnbauprojekts. Alle Objekte dieser Sammlung liegen digitalisiert vor. Die Sammlung wurde 2011 in der Sonderausstellung „Dagegen Leben? Der Bauzaun und Stuttgart 21“ im Haus der Geschichte in Stuttgart gezeigt.
Sammlung Bahnhofsmission Tübingen
Die Bahnhofsmission ist ein ehemals konfessionelles, heute ökumenisches Hilfsangebot für Reisende in akuten Nöten und existentiellen Notlagen. Vom Tübinger Standort wurden die Berichtsbücher der Jahre 1949 bis 1987 in den Bestand übernommen, welche die tägliche Arbeit der Bahnhofsmission dokumentieren. Darüber hinaus finden sich unter dem insgesamt 138 Objekte umfassenden Bestand Armbinden, Wimpel, Sammelbüchsen, Werbematerial, Druckwerke und Dankeskarten der Reisenden.
Sammlung Hermann Bogner
Der 420 Einheiten zählende Bestand aus privater Provenienz setzt sich aus mehreren Teilen zusammen: Der erste Teil besteht aus der Familienüberlieferung des Wehrmachtsoffiziers Hermann Bogner aus Calw, der alle Teile seiner Kriegsausrüstung aus dem Zweiten Weltkrieg im Originalzustand aufbewahrte. Neben den Militaria, Waffen und Uniformteilen runden Feldpostbriefe, Ansichtskarten mit militärischen Motiven, Lehrmaterial und andere Privatdokumente dieses Konvolut ab.
Ein weiterer Teil des Bestandes überliefert überwiegend Spielzeug aus der Zeit des Nationalsozialismus, mit denen in der Familie des Gebers bis weit in die Nachkriegszeit gespielt wurde. Hier sind neben der Modelleisenbahn v.a. die Spielfiguren der Reutlinger Firma Hauser zu nennen. Diese aus Elastolin gefertigten Sammelfiguren waren in den 1930er und 1940er Jahren ein sehr beliebtes Spielzeug. Die Figuren stellten neben Soldaten verschiedener Waffengattungen der Wehrmacht auch die Führung der NSDAP dar. Ein dritter Teil des Bestandes betrifft Rechenmaschinen und Geschäftsunterlagen der ehemaligen Holzhandlung Berner in Stuttgart-Vaihingen, einem Familienbetrieb, der vom Geber geführt wurde.
Sammlung Horst Brandstätter
Der Nachlass von Horst Brandstätter (1950-2006) bildet den Hauptteil dieser Sammlung, die über 2.420 Einträge verfügt. Die Objekte dieser Sammlung liegen vollständig dokumentiert und digitalisiert vor.
Der gelernte Buchhändler war Autor, Dramaturg, Antiquar und Galerist. Als Autor widmete er sich vor allem Themen der baden-württembergischen Kultur- und Literaturgeschichte. Die Geschichte der Freiheitsbewegung im Land war ihm ein besonderes Anliegen. „Asperg – Ein deutsches Gefängnis“, 1979 erschienen im Wagenbach-Verlag, ist eines seiner bekanntesten Werke.
Manuskripte, Notizen und Werke des Autors spiegeln diesen Aspekt von Brandstätters Arbeit im Bestand ebenso wider wie Entwürfe, Vertragliches und sonstige Archivalien zur Abstimmung mit Kooperationspartnern.
Brandstätter regte viele künstlerische oder literarische Projekte zu historischen Themen mit regionaler Verankerung im Südwesten an. Ein Fokus lag dabei auf der Revolution von 1848/49. Er stand u.a. in Kontakt mit W.G. Sebald, Sibylle Lewitscharoff, Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser, Otto Jägersberg, Jan Peter Tripp, Johannes Grützke und Arno Waldschmidt. Die umfangreiche Korrespondenz verweist auf das Netzwerk, in dem sich Brandstätter bewegte. Sie bildet auch die Brücke zu jenen Werken von befreundeten Künstlern, die sich im Bestand finden. Jenseits der diesen Werken eigenen künstlerischen Qualität lassen sie sich mit Hilfe der Unterlagen kontextualisieren.
Antiquarisches zum Thema Demokratie, Freiheit und Gefangenschaft dominiert den dritten Schwerpunkt der Sammlung Brandstätter. Die Druckgraphik „Der Denker-Club. Auch eine neue deutsche Gesellschaft“ ist eines der ältesten Blätter des Bestandes und datiert auf etwa 1825.
Sammlung BUND Südlicher Oberrhein
In der Sammlung finden sich über 500 Objekte zur Umweltbewegung von den 1980er Jahren bis zur Gegenwart. Das Konvolut besteht aus Kampagnenmaterial, insbesondere aus Plakaten, Schildern und Falt- oder Flugblättern und hat seinen Schwerpunkt in Objekten zur Region südlicher Oberrhein/Wyhl. Grenzüberscheitende Bürgerinitiativen und Aktionen stehen inhaltlich im Mittelpunkt.
Sammlung Ehemalige Synagoge Haigerloch
Die Sammlung zur ehemaligen Synagoge und zur jüdischen Gemeinde in Haigerloch umfasst 131 Objekte. Sie setzt sich mehrheitlich aus Leihgaben von privaten Gebern zusammen. Neben religiösen Objekten finden sich in diesem Bestand Hausrat, technische Geräte, Schmuck, Fotos, Archivalien und Erinnerungsstücke. Große Teile der Sammlung werden seit 2004 in der vom Haus der Geschichte erarbeiteten Dauerausstellung in der ehemaligen Synagoge in Haigerloch gezeigt.
Sammlung Gabriele Erzberger
Der 1875 in Buttenhausen geborene Zentrumspolitiker Matthias Erzberger unterzeichnete am 11. November 1918 den Waffenstillstand mit den Alliierten. Als Reichsfinanzminister vereinheitlichte er in den Jahren 1919/20 mit einer grundlegenden Finanzreform die Steuererhebung im Deutschen Reich. 1921 wurde Matthias Erzberger ermordet. Aus dem Nachlass seiner Tochter Gabriele hat die Landesgeschichtliche Sammlung etwa 660 Objekte aus der Familie Erzberger übernommen. Einen Großteil des Bestandes bilden Fotografien. Doch auch persönliche Dokumente, Briefe, Grafiken, Bücher sowie Möbel und Heimtextilien aus Erzbergers Arbeitszimmer sind überliefert. Wichtige Objekte der Sammlung werden in der vom Haus der Geschichte konzipierten und realisierten Dauerausstellung „Matthias Erzberger. Ein Wegbereiter der deutschen Demokratie“ in der Erinnerungsstätte in Erzbergers Geburtshaus in Buttenhausen-Münsingen präsentiert.